„Bloggen ist teilen, Bloggen ist das Gegenteil von Alles für sich behalten.“
Barbara Haane

Schilddrüsenhormone - Unverträglichkeiten auf Hilfsstoffe

Vorab ein paar Worte zu mir:
Bereits als Kind bekam ich Schilddrüsenhormone gegen meine Unterfunktion, da ich mit dieser auf die Welt kam. 4 Jahre später wurde die Einnahme abgesetzt. 2012 dann die erneute Entdeckung einer Unterfunktion, sodass ich seitdem wieder Hormone einnehme. Seit 2013 weiß ich, dass ich eine Hashimoto Thyreoiditis habe.

Ich möchte gerne meine Erfahrung teilen. Zum einen sind es meine eigenen und zum anderen die gleichen aus der Hashimoto-Gruppe, in der ich seit 2016 Administratorin bin (≈ 39.600 Mitglieder – Stand 28.02.2022). Leider werden die meisten Patient*innen nach der Diagnose allein gelassen.

Im Jahre 2018 fand ich zum Glück einen Endokrinologen, der mich meine Einstellung selbst übernehmen lässt. Da ich a) Blutwerte lesen kann und b) diese mit meinem Wohlbefinden und dem restlichen Wissen kombiniere. Also weiß, wann was bei mir Symptome verursacht und wie ich sie angehen kann.

Davor kam ich mir eher wie ein Versuchskaninchen vor:

"Dann versuchen wir es mal mit Wechseldosen."
"Eigentlich gefällt mir das TSH so, aber wir können mal noch etwas mehr draufpacken."
"Das TSH ist viel zu niedrig, Sie sind in einer Überfunktion! – Dringend reduzieren!"

Herauszufinden, ob Sie auf einen der Hilfsstoffe in den Schilddrüsenmedikamenten reagieren, ist nicht wirklich einfach und zuvor sollten andere Faktoren berücksichtigt werden.


Ausschluss vorheriger Störfaktoren

1. Ist Ihre Schilddrüse richtig eingestellt?

Das ist mitunter die wichtigste Frage. Denn Leitlinien richten sich ausschließlich nach dem TSH. Was in vielen Punkten eine Einstellung unmöglich macht. Zum einen ist das TSH täglichen Schwankungen[1] unterlegen, zum anderen supprimiert (unterdrücken, hemmen, zurückdrängen) es oftmals unter der Einnahme von Schilddrüsenhormonen, aber auch durch das HCG Hormon, welches in Schwangerschaften ausgeschüttet wird. Deshalb sollten immer auch die freien Hormone (fT3 und fT4) bestimmt werden.


Eine Überfunktion ist nicht allein am TSH zu sehen

Ein supprimiertes TSH wird oft mit einer Überfunktion gleichgesetzt und es wird davor gewarnt, dass dies auf Herz und Knochen gehen kann. Aus meiner Sicht und im Bezug auf den Hormonkreislauf, ein falscher Schluss. Die Schilddrüse schüttet T4 und ca. 10-20% T3 aus, der Rest an T3 wird in anderen Organen umgewandelt. Diese Hormonproduktion wird durch die Hypophyse angereizt, indem sie mehr TSH ausschüttet. Wie ein Polizist der den Verkehr regelt, gibt er der Schilddrüse die Anweisung wieder loszulegen, da der Körper nicht genug Hormone zur Verfügung hat. Als Beispiel ein TSH von 15, ist als lautes Pfeifen des Polizisten zu sehen, der gestikuliert die Schilddrüse möge doch nun mal "fahren".

Bei gesunden Menschen funktioniert das Wechselspiel von TSH und Hormonproduktion wunderbar, bei Fehlfunktionen dagegen sieht es nicht so gut aus. Indem wir mit Schilddrüsenhormonen (im Normallfall L-Thyroxin [T4]) zuführen, unterstützen wir die gestresst zurückgebliebene Schilddrüse. Diese kommt etwas zur Ruhe und ist dankbar für die Unterstützung von außen. Da damit das Hormon T4 wieder zur Verfügung steht, sinkt auch das TSH und der Körper meint, es seien nun wieder genügend Hormone vorhanden. Durch die Supprimierung ist jedoch auf das TSH unter einem Wert 1 kein Verlass mehr, da es von der Hypophyse trotz Nachfrage des Körpers nicht ausgeschüttet wird.

Ich habe schon sehr oft TSHs von <1 gesehen, wo dennoch eine Unterfunktion vorhanden war. Also gar kein T4, weil die Hormondosis nicht reichte. Deshalb ist es so wichtig neben dem TSH immer auch die freien Hormone (fT3 und fT4) mitbestimmen zu lassen.

Eine Überfunktion bedeutet, dass im Körper zu viele Hormone vorhanden sind. Unbehandelt kann dies zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Daher kann kann man sich mit Schilddrüsenhormonen auch überdosieren, sogar dopen. Was Hochleistungssportler manchmal tun. Das gesundheitliche Risiken mit sich zieht, wenn sie ihr fT4 und / oder fT3 über die Laborreferenzen pushen.

Merke: Befinden sich die Blutwerte von fT4 und / oder fT3 über der Norm, dann besteht eine Überfunktion. – Bei einem supprimierten TSH und freien Werten im Normbereich nicht.


Ein Phänomen, welches von vielen Betroffenen berichtet wird, ist das erstmals bei Suppression des TSH eine deutliche Besserung eintritt. Trotz des erniedrigten TSH befinden sich die freien Schilddrüsenhormone deutlich unterhalb der Normbereichsobergrenzen und es treten keinerlei Überfunktionssymptome auf. Laut Ansicht der meisten Ärzte besteht bei einem supprimiertem TSH und normwertigem fT3/fT4 aber bereits eine latente Hyperthyreose, die das Herzinfarkt- und Osteoporose-Risiko erhöht und deshalb unbedingt vermieden werden muss. Diese Einschätzung führt dazu, dass sie das Befinden des Patienten ignorieren und auf einer Dosis-Reduktion beharren. Es ist allerdings nicht zweifelsfrei nachgewiesen, dass ein supprimierter TSH immer zwingend zu unerwünschten Effekten am Knochensystem oder am Herzen führt. Wenn durch eine Hashimoto-Thyreoiditis das Zentrale Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen wird, wie dies bei der Hashimoto-Enzephalopathie der Fall ist, wird eine TSH-suppressive Einstellung mit Levothyroxin sogar empfohlen, um den Autoimmunprozess möglichst zu hemmen. Auch Patienten mit Schilddrüsenkrebs werden lebenslang mit TSH-unterdrückenden Levothyroxindosen behandelt. Und in beiden Fällen kommt es auch nicht zwangsläufig zu Schädigungen am Herzen oder einer verminderten Knochendichte. Es gibt inzwischen zahlreiche Studien, die den Effekt TSH-suppressiver Langzeittherapie mit Schilddrüsenhormonen auf die Knochendichte untersuchten, und bestätigen, dass unter TSH-suppressiver Langzeittherapie mit Levothyroxin kein signifikanter Knochenmasseverlust zu befürchten ist[2]. Für einen supprimierten TSH-Wert bei empfundener euthyreoter Stoffwechsellage wurden bereits verschiedene Erklärungsmodelle entwickelt. In Einzelfällen kann eine zelluläre Schilddrüsenhormonresistenz vorliegen. Dieser Erklärungsansatz ähnelt der von WAWRZYN beschriebenen Organhyperthyreose bzw. hier Organhypothyreose. LOWE argumentiert, dass oftmals erst TSH-suppressive Substitutionstherapien mit deutlich positiven Wirkungen auf die Cholesterinwerte einhergehen. Das niedrigere TSH würde damit sogar zu einem verminderten Arteriosklerose-Risiko beitragen. Auch die im Rahmen der Schilddrüsenunterfunktion oft begleitend auftretenden Muskel- und Gelenkschmerzen sprechen nach seiner Erfahrung häufig erst dann auf die Therapie mit Levothyroxin an, wenn das TSH bereits erniedrigt ist. Diese Beobachtungen hängen nach LOWE mit einer zellulären Schilddrüsenhormonresistenz zusammen, bei der trotz normaler Blutwerte eine Unterversorgung mit Schilddrüsenhormonen in einzelnen Organen bestehen kann. Ein anderes Erklärungsmodell beschäftigt sich mit den bei der Hashimoto-Thyreoiditis selten vorkommenden TRAK. Sie können den TSH dauerhaft senken, so dass es zu einem abweichendem Verhältnis von TSH und den Schilddrüsenhormonen kommt.[3]

Die Höhe der Dosis macht den Unterschied

Des Weiteren spielt die Höhe der Hormone eine wichtige Rolle. Denn alles zwischen 25μg - 50μg gilt als Einstiegsdosis. Gute Ärzte raten zum Einschleichen von 25μg für 3-4 Tage (max. 7 Tage) mit folgender Erhöhung auf 50μg für 6-8 Wochen bis zur nächsten Kontrolle. Da die Wirkung[4] der Schilddrüsenhomone nicht sofort eintritt und ein Depoteffekt existiert, weil das eingenommene T4 nicht sofort verbraucht wird.

Bei Beginn der Hormonsubstitution wird die Schilddrüse entlastet und fährt ihre Eigenproduktion etwas herunter. Daher sacken unter 25μg die Schilddrüsewerte aus meiner Erfahrung nach spätestens 7 Tagen ab, sodass es mehr Hormone braucht. Denn bei längerer Einnahme von 25μg ist es so, als nimmt man gar nichts.

Zum Schluss zur Schilddrüseneinstellung gibt es noch Störfaktoren wie endokrine Disruptoren, die gleichzeitige Einnahme mit Milch- oder Sojaprodukten und bei Frauen die Nutzung hormoneller Verhütungsmittel.


2. Wie ist der Stand Ihrer Mikronährstoffe?

Mikronährstoffe sind Grundsubstanzen für die Bildung der Schilddrüsenhormone und auch bei der Verstoffwechselung durch die Einnahme von außen. Zudem verbraucht unser Körper bei Stress, Autoimmunerkrankungen, Entzündungen usw. mehr davon. Was wiederum Symptome verursacht, die wir fälschlicherweise den Schilddrüsenhormonen in die Schuhe schieben. In meiner kostenlosen PDF mit einer Übersicht der wichtigen Blutwerte können Sie Ihren Status Quo bestimmen lassen.


3. Unverträglichkeit von Hilfsstoffen in Schilddrüsenhormonen

Gehen wir nun einmal davon aus, dass sowohl Ihre Schilddrüse als auch Ihre Mikronährstoffe optimal eingestellt/aufgefüllt und die anderen Störfaktoren ausgeschlossen sind, Sie aber noch immer Symptome während der Einnahme der Schilddrüsenhormone haben: Dann reagieren Sie womöglich auf einen der Hilfsstoffe in den Schilddrüsenhormonen.

Jeder Hersteller nutzt andere Hilfsstoffe, was Einfluss auf die Bioverfügbarkeit[5] hat. Die Bioverfügbarkeit gibt an, in welchem Umfang, in welcher Zeit und an welchem Ort der Wirkstoff nach Einnahme im Körper tätig wird. Dabei ist sie abhängig von der Darreichungsform (Tabletten, Pulver, Tropfen usw.) und wie der Wirkstoff im Dünndarm resorbiert (aufgenommen) wird, in Zusammenhang was die Leber (First-Pass-Effekt) an Hormonen in den Körper abgibt.

Das ist auch der Grund, weshalb man bei einem Präparat / Hersteller bleiben sollte, wenn dieser vertragen wird. Bekannte und oft genutzte Hilfsstoffe sind Mannitol, Citronensäure, Rizinusöl oder Sulfate.



Quellen:
[1] https://www.klinikum-stuttgart.de/fileadmin/user_upload/LabTOPs_07_1.pdf abgerufen am 28.02.2022
[2] https://www.mueller-tyl.at/hormone-und-ihre-wirkung/wirkung-der-schilddruesenhormone abgerufen am 28.02.2022
[3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9284722 abgerufen am 28.02.2022
[4] https://www.mueller-tyl.at/hormone-und-ihre-wirkung/wirkung-der-schilddruesenhormone abgerufen am 28.02.2022
[5] https://link.springer.com/article/10.1007/s00063-002-1190-4 abgerufen am 28.08.2022

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